Prof. Dr. med. Gerd Grospietsch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nährstoffmedizin und Prävention

Prof. Dr. med. Gerd Grospietsch ist der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nährstoffmedizin und Prävention (DGNP). In unserem Interview beantwortet er die wichtigsten Fragen zum Thema Prävention.
Erfahren Sie hier, welche vorbeugenden Maßnahmen während der Schwangerschaft getroffen werden können.

Prävention in der Schwangerschaft - Umstellung der Medikamente

Bei bekannten Erkrankungen müssen eventuell Medikamente umgestellt werden, da sie dem Kind schaden könnten eventuell sogar mit Fehlbildungen assoziiert sind, wie zum Beispiel bei bestimmte Medikamenten, bei Epilepsie oder Depressionen. Mit anderen Worten, diese Schwangerschaften sollten geplant werden.
 
In diesem Rahmen möchte ich nur auf zwei mir sehr wichtige Erkrankungen eingehen, das sind Schilddrüsenerkrankungen und der Diabetes:
Etwa 5 bis 10 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter nehmen wegen einer Schilddrüsenunterfunktion Medikamente ein. Vor oder spätestens mit Beginn der Schwangerschaft und auch während der Gravidität sollten die Schilddrüsenfunktion überprüft werden, da die Medikation angepasst werden muss, weil der Bedarf an Schilddrüsenhormonen in der Schwangerschaft um etwa 30 bis 50 Prozent ansteigt. Diese Dosissteigerung ist deshalb wichtig, weil eine Mangelversorgung mit einer reduzierten Entwicklung des Gehirnes, verbunden mit einem geringen Intelligenzquotienten einhergeht.
 
Sehr am Herzen liegt mir auch der Diabetes. Unter Schwangerschaftsgesichtspunkten sind drei unterschiedliche Formen. Relevant der Typ-1-Diabetes, der nur in etwa 0,5 bis 1 Prozent auftritt. Diese Schwangeren wissen um das Risiko, dass eine schlechte Einstellung des Blutzuckers mit einer erhöhten Fehlbildungsrate einhergeht und lassen sich im allgemeinen vor einer geplanten Schwangerschaft durch Ihren Arzt den Zucker neu einstellen.
 
Problematisch sind die etwa 10 bis 20 Prozent von jungen Mädchen, die einen Typ-2-Diabetes haben und meist nur diätetisch mit Tabletten oder diätetisch behandelt werden. Auch sie haben ein erhöhtes Missbildungsrisiko und sollten unbedingt eine Schwangerschaft planen. Ganz abgesehen davon, dass die meisten Tabletten zur Therapie des Diabetes in der Schwangerschaft kontraindiziert sind, ist eine solche Schwangerschaft mit vielen Risiken für die Mutter und das Kind assoziiert.
 
Die dritte Gruppe ist der sogenannte Gestationsdiabetes. Es handelt sich meist um adipöse Frauen, die bisher stoffwechselgesund waren, die aber durch die Belastung Schwangerschaft einen Diabetes im 3. Drittel der Schwangerschaft entwickeln, verbunden mit vielen Problemen für Mutter und Kind. Auf Details möchte ich hier jetzt nicht eingehen.
 
Um diesem Problem vorzubeugen gibt es seit einigen Jahren ein Screening auf Gestationsdiabetes, das in der 24. bis 28. Schwangerschaftswoche durchgeführt wird. Übrigens ist bisher die genaue Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) der gefährdeten Frauen nicht bekannt, da es bisher dazu keine Untersuchungen gegeben hat. Man schätzt sie auf etwa 10 Prozent.
 
Kinder von Müttern mit einem nicht behandelten Gestationsdiabetes sind besonders prädisponiert für Gesundheitsprobleme, häufig schon während der Jugend, besonders aber im Erwachsenenalter, weil durch die Erkrankung der genetische Code zum Negativen hin umprogrammiert wurde. Auf diese sogenannte Fetale Programmierung möchte ich jetzt noch besonders eingehen.


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