Prof. Dr. med. Gerd Grospietsch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nährstoffmedizin und Prävention

Prof. Dr. med. Gerd Grospietsch ist der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nährstoffmedizin und Prävention (DGNP). In unserem Interview beantwortet er die wichtigsten Fragen zum Thema Prävention. Lesen Sie hier auf der dritten und letzten Seite, welche praktischen Tipps Professor Grospietsch uns mit auf den Weg gegeben hat.

Muss man Prävention bei Frauen und bei Männern unterscheiden?

Was die Ernährung, Supplementierung mit Vitaminen, Mikronährstoffen, Sport und Bewegung betrifft gibt es natürlich keine Unterschiede. Besonders Sport und Bewegung sollten dem Trainingszustand und den Neigungen angepasst sein. Besonders zu beachten sind gesundheitliche Risiken und mit zunehmenden Alter auch das Schonen der Gelenke.
 

Für welche Organe oder Bereiche des Körpers ist Prävention denn besonders gut?

Natürlicherweise gibt es keine Gewichtung der Präventionsbereiche, da dies absolut individuell unterschiedlich ist. Je nach den persönlichen Neigungen und Bedürfnissen, ev. Beschwerden zum Beispiel Rückenschmerzen, sollte man sich den Bereich aussuchen, der einem persönlich am besten liegt und der abhängig von der psychischen und physischen Konstellation am besten geeignet ist Krankheiten vorzubeugen und einen gesünderen Lebensstil zu finden. Krankenkassen bieten heute ein großes Paket an Präventionsmaßnahmen an zum Beispiel Bewegung, Entspannung, Ernährung, Stressbewältigung, Suchtberatung, Rauchentwöhnung. In aller Regel sind sie durch die Zentrale Prüfstelle Prävention, eine Kooperationsgemeinschaft gesetzlicher Krankenkassen zur Zertifizierung von Präventionskursen, qualitätsgeprüft. Diese Kurse werden von den Krankenkassen in gewissen Rahmen finanziell bezuschusst.

Wie viel Zeit muss man sich täglich oder wöchentlich für die Prävention freihalten?

Ich würde diese Frage gerne umformulieren in Richtung: Wie viel Sport und Bewegung ist in der Woche gesund. Gerade jetzt zum Frühlingsanfang haben viele die guten Vorsätze, unter dem Aspekt durch Sport gesund bleiben oder werden und gleichzeitig an Gewicht abzunehmen. Klar ist, wer viel Sport treibt fördert die Beweglichkeit, den Muskelaufbau und verbrennt Kalorien. Aber viel ist manchmal zu viel und kontraproduktiv. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt mindestens zweieinhalb Stunden mäßig anstrengende körperliche Aktivität pro Woche. Allerdings gibt keine klaren Richtlinien zum Prozedere, da sie abhängig sind vom Fitnesszustand und von der körperlichen Gesundheit. Ein Leistungssportler wird ganz anders trainieren wollen und müssen als ein Anfänger, ein gesunder anders als einer mit einem körperlichen Handikap. Mit anderen Worten es gibt keine allgemeine Regel. Am besten trainiert man mit einem Fachmann. Er kann entscheiden wann und wie viel Krafttraining im Wechsel mit Ausdauertraining pro Woche gut für den individuellen Körper sind. Er achtet vor allem auch darauf, dass man nicht übertreibt und sich mit Muskelkater quält und sorgt dafür, dass der Körper zwischen den Trainingseinheiten genügend Zeit, oft zwei Tage, zur Regeneration bekommt.

Lassen Sie mich abschließend noch auf den kürzlich erschienenen Herzbericht der deutschen Herzstiftung hinweisen. Nach wie vor sind Herz-Kreislauf-Krankheiten die häufigsten Todesursachen in Deutschland, noch weit vor Krebserkrankungen. Hauptursachen für Herzerkrankungen sind nach wie vor Rauchen, schlechte Ernährung, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes und Stress. Für alle diese Risikofaktoren sind umfangreiche Präventivmaßnahmen möglich. Leider werden sie nur von einem Teil der Bevölkerung beherzigt.


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